Mündlicher Arbeitsvertrag

Ein mündlicher Arbeitsvertrag ist eine rechtlich bindende Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die ohne schriftliche Dokumentation erfolgt. Trotz der informellen Natur solcher Vereinbarungen gelten sie in vielen Fällen als rechtlich gültig, jedoch können Beweisschwierigkeiten und Unsicherheiten bei der Durchsetzung auftreten. In diesem Text beleuchten wir die rechtlichen Aspekte eines mündlichen Arbeitsvertrags, einschließlich der Kündigungsfristen, Beweislast und der Frage, ob eine mündliche Zusage als Arbeitsvertrag gilt. Darüber hinaus schauen wir uns an, wie Sie als Arbeitgeber mit mündlichen Arbeitsverträgen umgehen sollten, welche Risiken und Herausforderungen damit verbunden sind und warum Sie doch lieber auf die schriftliche Variante setzen sollten.

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Mündlicher Arbeitsvertrag: Rahmenbedingungen

Die rechtlichen Grundlagen von mündlichen Arbeitsverträgen sind in verschiedenen Gesetzen verankert, insbesondere im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und im Arbeitsrecht. Im BGB wird die Gültigkeit von Verträgen allgemein geregelt, während das Arbeitsrecht spezifische Bestimmungen für Arbeitsverträge enthält.

Der entscheidende Unterschied zwischen mündlichen und schriftlichen Arbeitsverträgen liegt in ihrer Form. Während schriftliche Verträge in der Regel detailliert niedergeschrieben und von beiden Parteien unterzeichnet werden müssen, können mündliche Verträge rein verbal abgeschlossen werden. Allerdings ist bei mündlichen Arbeitsverträgen die Beweislast oft schwieriger zu erfüllen, da es keine schriftliche Dokumentation gibt.

Gilt ein mündlicher Arbeitsvertrag? Ja. Es ist wichtig zu beachten, dass mündliche Verträge den gleichen rechtlichen Verpflichtungen unterliegen wie schriftliche Verträge, einschließlich der Einhaltung von Mindestlohnregelungen, Arbeitszeitvorschriften und Kündigungsfristen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dennoch können mündliche Vereinbarungen aufgrund ihrer informellen Natur zu Unsicherheiten und Streitigkeiten führen, speziell, wenn es um die genauen Bedingungen und Vereinbarungen geht.

Inhalt eines mündlichen Arbeitsvertrags

Ein mündlicher Arbeitsvertrag enthält in der Regel grundlegende Elemente, die die Arbeitsbeziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer definieren. Zu den typischen Inhalten eines mündlichen Arbeitsvertrags gehören:

  1. Arbeitszeit: Die vereinbarten Arbeitszeiten und eventuelle Schichtmodelle werden festgelegt.
  2. Vergütung: Die Höhe des Gehalts oder Lohns sowie etwaige Zulagen oder Bonuszahlungen werden besprochen.
  3. Tätigkeitsbereich: Die konkreten Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Arbeitnehmers werden definiert.
  4. Arbeitsort: Der Ort, an dem die Arbeit erbracht wird, wird festgelegt, sei es in den Betriebsräumen des Arbeitgebers oder an einem externen Standort.
  5. Urlaubsanspruch: Die Anzahl der Urlaubstage und die Modalitäten für deren Nutzung werden vereinbart.
  6. Kündigungsfristen: Die Fristen für die ordentliche Kündigung des Arbeitsverhältnisses werden festgelegt.
  7. Sozialleistungen: Eventuelle Zusatzleistungen wie betriebliche Altersvorsorge oder Krankenversicherung werden besprochen.

Wie Sie sehen: Inhaltlich ist der mündliche Arbeitsvertrag dem schriftlichen sehr ähnlich. Und so könnte er konkret aussehen.

Beispiel für einen mündlichen Arbeitsvertrag

Nutzen Sie unser Beispiel für einen mündlichen Arbeitsvertrag als Basis für die nächste Zusage:

‘Herr Mustermann, wir freuen uns, Ihnen die Stelle als Verkaufsmitarbeiter in unserem Einzelhandelsgeschäft anzubieten. Sie werden ab sofort für 20 Stunden pro Woche arbeiten, verteilt auf fünf Tage. Ihr Stundenlohn beträgt 13 Euro. Ihre Hauptaufgabe wird darin bestehen, Kunden zu beraten, Waren zu präsentieren und den Verkauf zu unterstützen. Ihr Arbeitsplatz befindet sich in unserer Filiale in der Musterstraße 1. Sie haben Anspruch auf 25 Tage Urlaub pro Jahr, wobei die genaue Planung mit der Geschäftsleitung abgestimmt wird. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Wochen zum Monatsende. Wir heißen Sie herzlich in unserem Team willkommen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.’

Ist ein befristeter Arbeitsvertrag mündlich gültig?

Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist es wichtig zu beachten, dass befristete Arbeitsverträge gemäß § 14 Abs. 4 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG) schriftlich festgehalten werden müssen, um gültig zu sein. Eine mündliche Vereinbarung zur Befristung des Arbeitsvertrags ist nicht rechtswirksam und führt automatisch zu einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Das Gesetz über Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge (TzBfG) legt fest, dass die Befristung eines Arbeitsvertrags der Schriftform bedarf. Arbeitgeber sind zudem verpflichtet, Arbeitnehmenden einen Nachweis über die wesentlichen Vertragsbedingungen auszuhändigen, auch wenn der Arbeitsvertrag mündlich abgeschlossen wurde.

Nachweispflicht und Dokumentation

Die Nachweispflicht und Dokumentation spielen eine entscheidende Rolle bei mündlichen Arbeitsverträgen, da sie die Grundlage für die Überprüfung und Durchsetzung von Arbeitsbedingungen und Rechten bilden. Die Nachweispflicht liegt in erster Linie beim Arbeitgeber und beinhaltet laut § 2 Abs. 1 Nachweisgesetz die Verpflichtung, die Existenz und die Bedingungen des Arbeitsverhältnisses nachzuweisen. Dies kann sich auf die Arbeitszeit, den Lohn, Urlaubsansprüche und andere arbeitsrechtliche Bestimmungen beziehen. Die genauen Punkte finden Sie auf der Gesetzesseite, hier aber ein paar Aspekte, die Sie unausweichlich nennen müssen:

  1. Name und Anschrift von Arbeitgeber und Arbeitnehmer
  2. Startdatum
  3. Arbeitsort
  4. Tätigkeitsbeschreibung
  5. Regelungen zur Probezeit
  6. Vergütungsaspekte
  7. Arbeitszeit
  8. Urlaub
  9. Fortbildungsansprüche
  10. u.s.w.

Die Niederschrift dieser Punkte macht es noch nicht zu einem Arbeitsvertrag – dennoch hat Ihr Arbeitnehmer bei einem mündlichen Vertrag Anspruch auf dieses von Ihnen unterzeichnete Dokument. Es dient als Nachweis und kann so potenzielle Missverständnisse oder Streitigkeiten verhindern. Für Sie als Arbeitgeber bedeutet eine ordnungsgemäße Dokumentation, dass Sie im Falle von rechtlichen Auseinandersetzungen oder Kontrollen durch die Behörden die erforderlichen Unterlagen vorlegen können.

Auch für Arbeitnehmer ist eine Dokumentation des mündlichen Arbeitsvertrags wichtig, da sie die Beweislast haben. Durch die schriftliche Festhaltung der Arbeitsbedingungen können Arbeitnehmer ihre Ansprüche besser geltend machen und Missverständnisse oder etwaige Verstöße gegen arbeitsvertragliche Vereinbarungen nachweisen. Eine klare und eindeutige Dokumentation schafft Transparenz und Sicherheit für beide Parteien und trägt somit zur Stabilität und Fairness im Arbeitsverhältnis bei.

Mündlichem Arbeitsvertrag kündigen

Mündliche Arbeitsverträge sind rechtlich bindend, es sei denn, es liegen spezifische Ausnahmen vor. Dies bedeutet, dass für die Beendigung solcher Verträge eine ordentliche Kündigung erforderlich ist. Eine mündliche Kündigung ist unwirksam, selbst wenn das Arbeitsverhältnis mündlich vereinbart wurde.

Um einen mündlichen Arbeitsvertrag zu kündigen, ist also eine schriftliche Mitteilung erforderlich, die handschriftlich unterzeichnet sein muss. Die Kündigungsfristen können durch mündliche Vereinbarungen, Tarifverträge oder gesetzliche Bestimmungen festgelegt sein. Arbeitnehmer können in der Regel vier Wochen zum 15. oder zum Ende eines Kalendermonats kündigen. Als Arbeitgeber müssen Sie je nach Betriebszugehörigkeit des Arbeitnehmers Kündigungsfristen von einem Monat bis zu sieben Monaten einhalten. Es ist wichtig, diese Fristen zu beachten und die schriftliche Kündigung rechtzeitig einzureichen.

Rechtliche Durchsetzung von mündlichen Verträgen

Die rechtliche Durchsetzung von Ansprüchen aus einem mündlichen Arbeitsvertrag kann eine Herausforderung darstellen, da die Beweislast oft schwerer wiegt als bei schriftlichen Verträgen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, Ansprüche aus einem mündlichen Vertrag durchzusetzen:

  1. Zeugen: Zeugen, die die mündliche Vereinbarung bestätigen können, können als Beweismittel dienen.
  2. Indizien: Indirekte Beweise wie E-Mails, Textnachrichten oder Arbeitsaufzeichnungen, die die Vereinbarung unterstützen, können hilfreich sein.
  3. Einvernehmliche Regelung: Eine außergerichtliche Einigung zwischen den Parteien kann dazu beitragen, Streitigkeiten beizulegen und die Kosten eines Rechtsstreits zu vermeiden.

Beispiele von Gerichtsentscheidungen zeigen die unterschiedlichen Ausgänge solcher Fälle. Während in einigen Fällen mündliche Vereinbarungen rechtlich anerkannt und durchgesetzt werden können, haben in anderen Fällen Beweisschwierigkeiten dazu geführt, dass die Ansprüche abgewiesen wurden. Letztendlich ist die rechtliche Durchsetzung von Ansprüchen aus einem mündlichen Arbeitsvertrag stark von den individuellen Umständen und Beweisen des Falls abhängig.

Tipps für mündliche Arbeitsverträge

Für Arbeitgeber, die mündliche Arbeitsverträge in Erwägung ziehen, sind hier einige Tipps zur Vermeidung von Missverständnissen:

  • Schriftliche Bestätigung: Auch wenn der Vertrag mündlich abgeschlossen wird, ist es ratsam, die vereinbarten Bedingungen schriftlich festzuhalten und vom Arbeitnehmer bestätigen zu lassen. Dies bietet eine klare Referenz und dient als Nachweis im Falle von Streitigkeiten.
  • Klare Kommunikation: Stellen Sie sicher, dass alle Bedingungen des Arbeitsvertrags eindeutig und verständlich besprochen werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Geben Sie ausreichend Zeit für Fragen und klären Sie Unklarheiten umgehend.
  • Dokumentation von Änderungen: Falls es zu Änderungen oder Ergänzungen des Arbeitsvertrags kommt, sollten diese ebenfalls schriftlich festgehalten und von beiden Parteien unterzeichnet werden, um spätere Konflikte zu vermeiden.
  • Rechtliche Beratung einholen: Es kann ratsam sein, rechtlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden und potenzielle Risiken minimiert werden.

Obwohl mündliche Arbeitsverträge Flexibilität bieten können, ist es in vielen Fällen dennoch empfehlenswert, zu einem schriftlichen Vertrag zu raten. Nur ein schriftlicher Vertrag bietet eine klarere rechtliche Grundlage, reduziert das Risiko von Missverständnissen und erleichtert die Durchsetzung von Ansprüchen im Falle von Streitigkeiten.

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Key Takeaways

  • Mündliche Arbeitsverträge gelten rechtlich wie schriftliche Verträge.
  • Eine mündliche Vereinbarung umfasst üblicherweise Arbeitszeit, Vergütung, Tätigkeitsbereich und Kündigungsfristen, ähnlich einem regulären Arbeitsvertrag.
  • Die schriftliche Festhaltung befristeter Arbeitsverträge ist vorgeschrieben, da mündliche Absprachen automatisch zu unbefristeten Verhältnissen führen.
  • Eine klare Dokumentation mündlicher Arbeitsverträge ist entscheidend für die Überprüfung von Arbeitsbedingungen und Rechten.
  • Eine schriftliche Kündigung ist für mündliche Arbeitsverträge erforderlich.
  • Mündliche Verträge durchzusetzen ist schwierig, jedoch können Zeugen, Indizien und außergerichtliche Einigungen dabei helfen.
  • Mündliche Arbeitsverträge sollten schriftlich festgehalten und klar kommuniziert werden. Wir empfehlen einen schriftlichen Vertrag.

Disclaimer

Bitte beachten Sie, dass die bereitgestellten Informationen in diesem Artikel lediglich zu Informationszwecken dienen und keine Rechtsberatung darstellen. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Inhalte. Für konkrete rechtliche Fragen empfehlen wir Ihnen, sich an einen qualifizierten Rechtsberater zu wenden.

Häufig gestellte Fragen

  • Was ist ein mündlicher Arbeitsvertrag?

  • Ein mündlicher Arbeitsvertrag ist eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Arbeitsbedingungen, die rein verbal getroffen wird, ohne schriftliche Dokumentation.

  • Gilt ein mündlicher Arbeitsvertrag?

  • Ja, ein mündlicher Arbeitsvertrag ist rechtlich bindend, sofern keine spezifischen Ausnahmen vorliegen.

  • Ist ein befristeter Arbeitsvertrag mündlich gültig?

  • Ein befristeter Arbeitsvertrag muss gemäß § 14 Abs. 4 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG) schriftlich festgehalten werden, um gültig zu sein. Mündliche Absprachen führen automatisch zu einem unbefristeten Arbeitsverhältnis.

  • Wie kann man einen mündlichen Arbeitsvertrag kündigen?

  • Um einen mündlichen Arbeitsvertrag zu kündigen, ist eine schriftliche Kündigung erforderlich, deren Kündigungsfristen sich nach mündlichen Vereinbarungen, Tarifverträgen oder gesetzlichen Bestimmungen richten.

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