Lars Hewel, neuer Geschäftsführer von YoungCapital Deutschland, spricht im Interview über seine ersten Eindrücke, seine Visionen für das Unternehmen und die aktuelle Lage in der Personaldienstleistungs-Branche.
Seit dem 1. Januar 2023 ist Lars Hewel neuer Geschäftsführer von YoungCapital Deutschland. Der 50-jährige Kölner, der vorher für Randstad tätig war, hat klare Vorstellungen für sein Unternehmen und ist bemerkenswert facettenreich: Ein zweifacher Vater, der Mitglied der Generation X ist, aber überhaupt nicht in Generationen denkt. Ein Experte für Unternehmenstransformation, der trotz der aktuellen Ungewissheit genau weiß, was den Unterschied in der Branche macht. Ein Geschäftsführer, der sich noch genau an die nicht immer einfachen Anfänge seiner Karriere erinnert. Ein echter Kölscher Jung’, der dem Karneval nichts abgewinnen kann.
Du bist seit zwei Wochen Geschäftsführer von YoungCapital Deutschland. Was hat Dich an Deinem neuen Unternehmen gereizt?
An erster Stelle die Menschen. Angefangen bei der Recruiterin, die mich das erste Mal kontaktiert hat - das spricht übrigens sehr für unser Recruiting. (lacht) Die Gespräche mit Ineke Kooistra, unseren Gründern Hugo de Koning, Bram Bosveld und Rogier Thewessen oder meinem Vorgänger Philipp Tobergte waren sehr angenehm. Alle Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, sind sehr ehrlich und aufrichtig, sprechen nicht nur über ihre Stärken, sondern auch über Fehler, Misserfolge. Das kam authentisch rüber - danach suche ich meine Arbeitgeber aus.
YoungCapital kanntest Du schon aus Deiner Zeit bei Randstad.
Natürlich. Ich wusste, dass YoungCapital meinen ehemaligen Arbeitgeber in den Niederlanden immer wieder geärgert hat. Wir haben bei Randstad mit Bewunderung auf YoungCapital geschaut - hier ist alles jünger, technologisch-affiner und zukunftsgerichteter.
Und natürlich kleiner.
Genau das reizt den Teil von mir, der etwas verändern und gestalten will. Das habe ich bei meinem alten Arbeitgeber soweit ausgereizt, bis es nicht mehr ging. Hier bei YoungCapital können wir viel mehr aufbauen und stehen noch am Anfang unserer Story, gerade auch in Deutschland. Wir haben viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten, kürzere Wege und eine jüngere und unternehmerisch geprägte Firmenkultur.
Stichwort Kultur: Das größte YoungCapital-Office in Deutschland befindet sich in Köln und Karneval steht vor der Tür…
(lacht) Ich bin ein echter Kölner, bin in Köln-Lindenthal geboren, also auf der richtigen Rheinseite. Aber ich bin überhaupt kein Karnevals-Jeck. Meine Familie sagt immer, dass ich völlig aus der Art geschlagen bin. Mit meinen Kindern gehe ich natürlich auf die kleineren Umzüge, ansonsten verbringe ich meine Freizeit lieber anders: Ich fahre gerne Mountain- und Gravelbike, hebe ein paar Gewichte, und höre - gern auch im Auto und deutlich zu laut - Hip-Hop.
Wie hast Du die ersten zwei Wochen bei YoungCapital erlebt?
Nachdem meine Entscheidung damals feststand, war ich in unseren Büros in Köln, Berlin und Düsseldorf vor Ort und habe schon vor meinem Start viele Einzelgespräche geführt. So konnte ich mich in den ersten Wochen bereits weniger auf das “Meet & Greet”, sondern mehr auf inhaltliche Gespräche fokussieren. Normalerweise taste ich mich erst immer ein bisschen heran, hier möchte ich das schneller machen. Ich versuche, direkt auf Kolleginnen und Kollegen zuzugehen und hoffe, dass ich es gut hinbekomme, einerseits offen und direkt und zugleich respektvoll das Vertrauen aufzubauen, das wir für eine erfolgreiche Arbeit im Team brauchen. Mein Eindruck ist, dass dies bislang gut funktioniert. Mir scheint, die Chemie stimmt - und das ist auch wichtig: Wir haben eine herausfordernde Zeit hinter uns und noch eine Menge vor.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist aktuell nicht einfach, der Kampf um junge Talente groß. Wie begeistert man die Generation Z für sich?
Ich hoffe, ich muss nicht der Experte für die Generation Z sein - ich bin von mehr als 90 Generationsexpertinnen und -experten umgeben. Bei unseren Kunden arbeiten nochmal über 1000 mehr, und in unserer Datenbank haben wir einen großen Teil der deutschen Studierenden. Das sind unsere Expertinnen und Experten. Ich denke außerdem nicht so strikt in Generationen. Es geht vielmehr darum, an welchem Punkt in seinem Leben man gerade steht. Wenn die Generation Z beschrieben wird, dann fühle ich mich oft an mich selbst in diesem Alter erinnert, war mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, hatte ähnliche Ansprüche ans Leben.
Was bedeutet das für YoungCapital?
Wir können nicht alle Kandidatinnen und Kandidaten über einen Kamm scheren, wir müssen sie als das sehen, was sie sind - Individuen. Das ist etwas, was mir sehr am Herzen liegt. Die Staffing-Industrie schafft es insgesamt aktuell nicht, eine gute Candidate Experience zu schaffen, das ist oft sehr transaktional. Teilweise funktioniert es sehr gut, teilweise aber auch nicht. Das bietet gerade für eine junge, unverbrauchte Marke wie unsere riesiges Potential: Wir können unsere Marken mit einer großartigen Candidate Experience einlösen. Das sollte eines unserer langfristigen Ziele sein und uns vom restlichen Markt differenzieren: Damit wir eben nicht einfach ein weiterer Personaldienstleister sind, sondern eben etwas ganz Besonderes. Einer unserer Werte lautet “We wow” - das müssen wir auch liefern. Wir müssen unsere Kandidatinnen und Kandidaten begeistern - mit Technologie, aber auch und vor allem mit unserem besonderen “human touch”, sonst haben wir einer reinen Matching-Maschine nichts voraus und sind austauschbar.
Mit den angesprochenen Eigenschaften helfen wir bei YoungCapital unter anderem jungen Menschen dabei, ihren ersten Job zu finden. Wie bist Du ins Berufsleben gestartet?
Ich hatte als Schüler und Student verschiedene Jobs. Ich habe in Supermärkten Regale eingeräumt, ich habe bei Versicherungen Aktenordner sortiert, war Hockeytrainer und studentische Hilfskraft. Nach meiner Zeit an der Universität habe ich mich in der Beratung beworben und hatte zwei Angebote. Schon da habe ich mich für die Firma entschieden, bei der ich das Gefühl hatte, dass das Menschliche besser passt.
Ist Dir der Einstieg ins Berufsleben leicht gefallen?
Überhaupt nicht. Ich habe mich am Anfang nicht clever angestellt, es war eine ziemlich harte Lernkurve. Ich habe Politik, Geschichte und Philosophie studiert - ich musste erstmal lernen, unfallfrei eine Excel-Datei zu öffnen und PowerPoint zu bedienen. Ich bin froh, dass ich immer Menschen um mich herum hatte, die Geduld mit mir hatten, die etwas in mir gesehen haben. Häufig hört man heute, dass junge Menschen nicht mehr so belastbar sind wie meine Generation damals. Das sehe ich ganz anders, weil ich immer noch weiß, wie ich mich gefühlt habe, als ich ins Berufsleben eingestiegen bin. In jungen Menschen steckt unglaubliches Potenzial, davon bin ich überzeugt.
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