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Das „juristische Dreigestirn“ Anwalt, Staatsanwalt, Richter, ist zwar für viele der berufliche Fokus. Doch das Feld hält auch „speziellere“ Jobs bereit. Manche sogar mit handfestem James-Bond-Nimbus…

Für viele angehende Juristen liegt das berufliche Endziel nach dem Studium in der ganz normalen juristischen Tätigkeit. Mandanten oder den Staat vor Gericht vertreten, vielleicht auch irgendwann einmal Urteile fällen. Auch du magst vielleicht noch so denken. Aber falls du noch nicht ganz sicher bist, solltest du einen Blick auf die folgenden Jura-Varianten werfen. Auch da braucht es Juristen, aber mit einem für manche wesentlich coolerem Jobprofil.

1. Jurist beim Bundeskartellamt

Was würde eigentlich passieren, wenn in einem Land oder auf einem ganzen Kontinent die Märkte vollkommen unreguliert wären? Falls du dich das fragst, sei dir ein kleiner Blick auf die Geschichte der Firma Standard Oil ans Herz gelegt. Ganz kurz: Das war ein Öl-Multi. Aber nicht so einer, wie es die heutigen Nachfolger, etwa ExxonMobil oder BP sind. Standard Oil war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Öl-Gigant schlechthin. Unter der Schirmherrschaft seines Besitzers, John D. Rockefeller, gehörten Standard Oil praktisch alle Ölquellen, Pipelines und Raffinerien der USA – und die Firma kontrollierte „mal eben“ knapp drei Viertel des gesamten Weltmarktes. Ergo, ein Mega-Monopolist.

Diese Übermacht führte dazu, dass die damals an sich enorm wirtschaftsliberalen USA die ersten Anti-Monopol-Gesetze erließen und diesen Giganten zerschlugen. Und ganz ähnlich sieht es auch heute noch aus. Auch in Deutschland sorgt der Staat regulierend dafür, dass Firmen sich nicht zu Giganten entwickeln oder zu solchen zusammenschließen, die den Wettbewerb großflächig verzerren – klar, wer den Markt kontrolliert, bestimmt die Preise.

Dagegen arbeitet in Deutschland das Bundeskartellamt bzw. die untergeordneten Landeskartellbehörden.

Dazu werden Volljuristen gebraucht – und zwar solche, für die Kartell- und Wirtschaftsrecht nicht nur Zwangs-Vorlesungen waren, sondern die mit Herzblut bei der Sache waren. Dafür bekommst du die Aussicht auf eine Verbeamtung und den Kampf für eine freie Wirtschaft.

 

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2. Wirtschaftsjurist

Die Wirtschaft ist der Motor, der die Welt antreibt. Geht es der Wirtschaft gut, geht es einem Land gut – ziemlich vereinfacht ausgedrückt und auch ziemlich kapitalistisch. Doch die Wirtschaft steckt voller rechtlicher Hürden. Nun glauben viele, dass der einzige Weg, um als Jurist in der Wirtschaft, mit der Wirtschaft zu prosperieren, der des Wirtschaftsprüfers wäre. Jein, das ist ein Weg, aber nicht der einzige.

Denn da gibt es auch noch den Wirtschaftsjuristen. Ganz einfach ausgedrückt, die perfekte Mischung aus Wirtschaftswissenschaftler und Jurist. Und das Beste: Weil der Job so eine Mixtur ist, steht er auch aus zwei Richtungen offen:

Wenn du Rechtswissenschaften studierst, kannst du entweder zusätzliche Kurse belegen (das ist der übliche Weg), die dich auch ohne Staatsexamen zum Wirtschaftsjuristen machen und dir danach offenlassen, ob du dennoch zum Volljurist weitermachen möchtest. Allerdings bieten einige wenige Hochschulen auch gleich Studiengänge für Wirtschaftsjuristen von der Pike aus an.

Wenn Du hingegen das beliebteste Fach Deutschlands studierst, also Wirtschaftswissenschaften, kannst du auch den langen Weg gehen. Sprich, du machst ein Grundstudium in WiWi und hängst danach Jura dran. Das mag dir vielleicht wie ein unnötiger Umweg vorkommen, tatsächlich bist du dann am Ende des Studiums jedoch mit allen Wassern gewaschen – und so manche Firma dürfte dich den „Juristen mit wirtschaftlicher Zusatzqualifikation“ vorziehen, weil du beides grundständig erlernt hast. Das riecht nicht nur nach Jobgarantie, das ist auch eine.

Und was macht man als Wirtschaftsjurist den lieben langen Tag? Sich mit allem befassen, was für ein Unternehmen irgendwie rechtlich von Belang ist. Entweder du machst das selbstständig und vertrittst mehrere Firmen oder machst das als Angestellter für ein Unternehmen – entweder in einer Wirtschaftskanzlei oder direkt in der firmeneigenen Rechtsabteilung.

Stadt aus der Vogelperspektive

3. Jurist beim Bundesnachrichtendienst

Eins lassen sämtliche Geheimdienstfilme zwischen James Bond und Jason Bourne ziemlich vermissen: Den beruflichen Background ihrer spionierenden Hauptdarsteller. Gibt es einen Bachelor of Espionage? Masterstudiengang Nachrichtendienst? Leider Fehlanzeige. Was es aber tatsächlich gibt, sind Geheimdienste, die tagtäglich auf dem schmalen Grat zwischen Rechtsstaatlichkeit einerseits, und den meist im jeweiligen Land ziemlich illegalen Spionagetätigkeiten andererseits wandeln.

Du ahnst es vielleicht schon, das braucht Juristen. Beim Bundesnachrichtendienst BND genauer gesagt Volljuristen. Wie klingt folgendes aus einer solchen Stellenanzeige: „Ihre Tätigkeitsfelder umfassen die Übernahme von nachrichtendienstlichen Fachaufgaben in der operativen Aufklärung, analytische Tätigkeiten im Bereich der Abteilung Auswertung sowie umfangreiche Aufgaben des Verwaltungs- und Ressourcenmanagements des Bundesnachrichtendienstes.“

Das mit den Verwaltungs- und Ressourcenmanagementaufgaben kannst du dir sicher schon denken. Aber den Rest entschlüsseln wir mal für dich:

Operative Aufklärung = Klassische Geheimdienstarbeit. Das Anwerben und Abschöpfen von Informanten, das eigenständige Durchführen von Informationsbeschaffungsmaßnahmen, Zugehörigkeit zu Überwachungsteams. Das, was im Englischen ein Field Agent ist. Also derjenige, der direkt an der Geheimdienst-Front arbeitet. Undercover. Ein Voll-Spion.

Analytische Tätigkeiten/Auswertung = Das Analysieren, Filtern, Auswerten der von der Operativen Aufklärung beschafften Informationen. Erstellen von Lageberichten, Einschätzung von Situationen. Wenn im Bundeskanzleramt morgens der tägliche Geheimdienstbericht eintrudelt, wurde er von solchen Leuten erstellt. Mehr ein Bürojob, aber, wie Amazons neueste Serie, Jack Ryan, zeigt, auch ziemlich spannend.

Du kannst schweigen wie ein Grab? Bist bereit, durch die Welt zu reisen und hast schon jetzt ein enormes Verständnis für weltpolitische Zusammenhänge? Dann könnte das dein Job sein. Allerdings: Die „Lizenz zum Töten“ gibt’s wirklich nur im Film.

4. Jurist im Diplomatischen Dienst

Wirtschaft ist nicht nur der Motor, der die Welt antreibt, sondern auch das Seil, das Nationen und Kontinente miteinander verbindet – heute, in unserer Zeit der globalisierten Produktion, des globalisierten Handels, noch viel mehr als jemals zuvor. Und hier kommen die Auslandsvertretungen der Bundesrepublik (eigentlich jeden Landes) ins Spiel. Sie sind nicht nur die Stellen, an denen Visa ausgestellt werden und wohin deutsche Urlauber sich wenden, wenn sie ihren Reisepass verloren haben.

Nein, die Botschaften und Konsulate sind Stützpunkte in den Ländern, weil man so vieles einfach wesentlich besser vor Ort klären kann, als über das Telefon oder Skype. Vor allem für die Wirtschaft, aber auch noch viele andere Punkte.

Dafür sind Juristen im Diplomatischen Dienst zuständig. Was sie tun, ist so unglaublich breit gestreut, dass man damit Bücher füllen könnte. Deshalb an dieser Stelle nur einige Auszüge:

Ansprechpartner für politische Fragen in beide Richtungen

Menschenrechtsfragen

Intervention, wenn Deutsche im Land in rechtliche Schwierigkeiten geraten

Herstellen und pflegen von Wirtschaftskontakten, Rechts-Ansprechpartner für deutsche Unternehmen, die im Land investieren oder Geschäfte treiben wollen

Unterm Strich: Alles, was in diesem Land geschieht, was die Bundesrepublik irgendwie tangieren könnte oder, was die Bundesrepublik tut, was dieses Land tangieren könnte.

Dafür brauchst du natürlich Reisebereitschaft und die Fähigkeit, dich in ausländisches Recht einzulesen. Und das nicht nur einmal. Diplomaten-Juristen bleiben selten länger als ein paar Jahre an einem Ort – und nicht immer sind das Traumziele. Dafür wirst du aber automatisch zu einem juristischen Universalgenie – und wirst mit so manchen Leuten sprechen, die man sonst nur im Fernsehen sieht.

Landkarte von Berlin

5. Jurist in der Politik

Sigmar Gabriel ist eigentlich Gymnasiallehrer – trotzdem war er schon Niedersachsens Landesschef, Bundesumweltminister, Bundeswirtschaftsminister und Bundesaußenminister. Supertalent? Extremer Autodidakt? Mitnichten. Wie alle Minister stützte sich Gabriel auf seine Referenten. Also diejenigen, die einem Minister das Wissen vermitteln, das er selbst gar nicht haben kann – weil es so vielschichtig ist.

Das ist auch ein Job für Juristen. Denn Recht ist eines der wichtigsten Felder in beinahe sämtlichen Ministerien. Du möchtest eine Art „Graue Eminenz“ sein, die zwar ganz oben in der Landes- und Bundespolitik steht, aber immer im Hintergrund bleibt? Dann könntest du mit dem ersten Staatsexamen in die Politik gehen. Bewerbungen gehen einfach an eine Partei deiner Wahl.

 

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