Ein duales Studium ist für viele Abiturienten und Bachelorabsolventen eine gute Möglichkeit, um praktisch zu arbeiten und gleichzeitig weiterführende theoretische Kenntnisse zu erhalten. Doch die Doppelbelastung Beruf und Studium unter einen Hut zu bekommen, ist nicht für jeden geeignet. Außerdem ist duales Studium nicht gleich duales Studium: Denn einerseits gibt es von Bundesland zu Bundesland und von Hochschule zu Hochschule, welche sich oftmals zu einem regionalen Dachverband zusammengeschlossen haben, Unterschiede bei Auflagen und Inhalten, andererseits gibt es verschiedene Zeit- und Studienmodelle, mit denen man sich schon vor der Bewerbung bei einem Unternehmen auseinandersetzen sollte.
Studien- und Zeitmodelle des dualen Studiums
Zu Beginn ist es notwendig, zwischen den unterschiedlichen Studienmodellen das passende auszuwählen. Nicht grundsätzlich geht das duale Studium mit der Ausbildung im Unternehmen einher. Es gibt nämlich verschiedene Wege dual zu studieren, unter anderem auch mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Die Studienformen unterteilt man dabei in diese vier Varianten:
Ausbildungsintegrierendes duales Studium
- Wohl die am häufigsten vertretene Form: Du studierst an einer Hochschule und absolvierst zugleich eine Ausbildung in einem Betrieb.
Praxisintegrierendes duales Studium
- Du vollführst dein duales Studium an einer Berufsakademie oder Universität und führst die Praxisphase im Umfang eines Langzeitpraktikums in einer Firma oder in Gestalt von mehreren kurzen Praktika in verschiedenen Unternehmen durch.
Berufsintegrierendes duales Studium
- Dieses Modell ist für Interessenten, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben. Du reduzierst deine Arbeitszeit beim Arbeitgeber und nutzt die gewonnene Zeit für das Studium. Der Betrieb wird dabei in dein Studium integriert.
Berufsbegleitendes duales Studium
- Bei dieser Form studierst du parallel zu einer beruflichen Vollzeitbeschäftigung, meist nach Abschluss einer Berufsausbildung. Es ist deshalb einem Fernstudium nicht unähnlich, allerdings wird hier der Arbeitgeber bewusst miteinbezogen.
Die Entscheidung für oder gegen ein spezifisches Studienmodell ist nicht die einzige Wahl, die du bei deiner Recherche nach dem optimalen dualen Studienplatz treffen musst. Auch zwischen zwei verschiedenen Zeitmodellen wirst du dich entscheiden müssen. Diese beschreiben die Regelmäßigkeit des Wechsels zwischen den theoretischen Lernphasen an der Hochschule und den Phasen praktischer Tätigkeit im Unternehmen. Bei den Zeitmodellen unterscheidet man zwischen zwei Varianten:
Blockmodell
- Diese Variante unterteilt die Zeiten, die du an der Hochschule und im Unternehmen verbringst, in Blöcke. In den meisten Fällen dauert ein Block drei Monate.
Wochenmodell
- Hier wechseln die Tage am Arbeitsplatz und am Studienort in der Woche. Oft geht man drei Tage zur Arbeit und verbringt zwei weitere an der Hochschule. Die Lerntage werden meistens auf Freitag und Samstag gelegt.
Duales Studium Vor-und Nachteile
Aber nicht nur die einzelnen Modelle haben Vor- und Nachteile, auch das duale Studium selbst hat solche gegenüber normalen Vollzeitstudiengängen. Durch die hier aufgezeigten Vor- und Nachteile kannst du vielleicht schon eine Entscheidung treffen, ob diese Form der Weiterbildung etwas für dich ist.
Vorteil...
...Praxisnahe Ausbildung
Der Praxisbezug ist wohl der größte Pluspunkt während eines dualen Studiums. Wer dual studiert, arbeitet schon während des Studiums praktisch im Beruf und bekommt so einen guten Blick hinter die Kulissen. So weißt du, im Gegensatz zu Vollzeitstudenten, was dich im Berufsleben erwartet und welche Kenntnisse und Fähigkeiten du als Arbeitnehmer in der spezifischen Branche mitbringen solltest - somit bleibt dir die kalte Dusche der realen Arbeitswelt erspart. Ebenso ist ein weiterer Vorteil der Praxisnähe, dass du als Studi die Theorie aus dem Hörsaal, direkt während der Ausbildung anwenden kannst. Als Anwärter auf einen Posten kannst du damit im Bewerbungsgespräch ordentlich punkten.
...Gehalt während des Studiums
Üblicherweise zahlt dir dein Unternehmen während der Zeit ein Gehalt. Man wird vielleicht nicht reich damit, aber die Kosten für Studiengebühren, Lernmaterialien und den Lebensunterhalt lassen sich damit eher bewältigen. Die Höhe deiner Vergütung wird im Ausbildungs- bzw. Praxisvertrag festgehalten. Mit ein wenig Glück und Verhandlungsgeschick, übernimmt die Firma sogar noch zusätzlich deine Studiengebühren. Außerdem musst du im Gegensatz zu anderen Studenten, die ihr Studium selbst finanzieren müssen, kein BAföG beantragen oder auch im späteren Verlauf keinen Studienkredit zurückzahlen.
...Zeitersparnis
Im Gegensatz zu anderen, die erst eine Ausbildung machen und im Anschluss einen Studienabschluss anstreben, bündelst du beides. Somit verringert sich auch die Zeit deiner Ausbildung: Während im Normalfall eine Ausbildung und ein Bachelorstudium jeweils zwischen 3 und 3,5 Jahren dauert und du somit bis zu 7 Jahre damit verbringst, dauert ein duales Studium mit Auslandssemester und Bachelorabschluss nur halb so lang.
...mehrere Abschlüsse
Eines vorweg: Dieses Schmankerl gilt nicht für jedes duale Studium. Nur im ausbildungsintegrierten Modell erwirbst du neben dem Studienabschluss zusätzlich einen Berufsabschluss, welcher in den meisten Fällen staatlich anerkannt ist. Wer sich hierfür entscheidet, hat neben der Theorie an der Hochschule und den Praxisphasen im Ausbildungsbetrieb in der Regel auch noch die Zeit in der Berufsschule. Ausbildungsintegrierend dual studieren hat es also in sich – dafür wirst du am Ende mit dem begehrten Doppelabschluss belohnt.
… gute Lernbedingungen
Berufsakademien und Hochschulen, die duale Master und Bachelor anbieten, können häufig mit hervorragender Ausrüstung und kleiner Studentenschaft punkten. Die Studiengänge bestehen oft nur aus 10 bis 40 Immatrikulierten, solche Verhältnisse sind in einem „normalen“ Vollzeitstudium eher die Ausnahme. Auch die Ausstattung ist an vielen dualen Hochschulen und Berufsakademien sehr modern.
…hohe Übernahmechance
Unternehmen die einmal in eine Person Geld investiert haben, lassen sie in den seltensten Fällen direkt nach ihrem Abschluss wieder gehen. Denn qualifizierter Nachwuchs, der das Rüstzeug für eine Führungsposition hat, ist auf dem freien Arbeitsmarkt selten zu finden und dementsprechend teuer. Das passt auch zu den Ergebnissen einer Studie des IAQ der Uni Duisburg-Essen: Drei Viertel der dort 2016 befragten dual Studierenden gaben an, mit ihrem Arbeitgeber eine Übernahmevereinbarung getroffen zu haben. Die Jobsuche nach dem Abschluss fällt in den meisten Fällen also weg. Auf jeden Fall ein großer Pluspunkt eines dualen Studiums!
Bislang haben wir nur die Sonnenseite des dualen Studierens betrachtet. Aber: wo Licht ist, ist auch Schatten. Damit du dir wirklich im Klaren bist, was dich erwartet und einschätzen kannst, ob ein solches Studium wirklich das gepriesene Land für dich ist, wollen wir dir potenzielle Nachteile nicht vorenthalten.
Nachteil…
…hohe Arbeitsbelastung
Ein duales Studium ist nichts für zartbesaitete Zeitgenossen. Durch den ständigen Wechsel von Praxisphasen, mit eventuellem Besuch der Berufsschule, und Vorlesungszeiten, die meist mit Hausarbeiten und Klausuren abschließen, ist ein duales Studium mehr als nur arbeitsintensiv. Willst du in den Semesterferien entspannen und dich erholen, ist das hiermit ausgeschlossen. Theorie und Praxis sind eng getaktet, von wochenlangen Ferien können duale Studis nur träumen. Stattdessen stehen ihnen lediglich die betrieblichen Urlaubstage zu. Es gibt zwar Glückspilze unter den dual Studierenden, die für die Lernphasen vor den Klausuren freigestellt werden, dies ist aber nicht die übliche Vorgehensweise.
...Festlegung auf einen Bereich
Während eines normalen Studiums gibt es viele Möglichkeiten sich, aufgrund von Praktika und Vertiefungsfächern, für einen Weg zu entscheiden oder auch den Schwerpunkt zu ändern. Anders ist das im dualen Studium. In der Regel verbringst du deine Arbeitszeit immer im selben Unternehmen und kannst im Glücksfall in eine andere Abteilung reinschnuppern. Ein Blick über den Tellerrand hinaus, ist hier nicht vorgesehen.
...kaum Vorbereitung auf wissenschaftliches Arbeiten
Durch ein größtenteils praxisorientiertes Studium kommt an manchen Stellen der eigentliche wissenschaftliche Gedanke zu kurz. Außerdem wird nur am Rande auf Themen wie Forschung und Entwicklung oder Möglichkeiten der Innovation eingegangen. Wer während der Studienzeit merkt, dass auch eine wissenschaftliche Laufbahn interessant sein könnte und deshalb eine Promotion anpeilt, wird mit einem dualen Bachelorabschluss Schwierigkeiten bekommen, in diesen Bereich zu wechseln. Auch wer später den Doktor machen möchte, wird sich eher schwer tun einen Doktorvater zu finden - speziell, weil man erst im Anschluss an ein Masterstudium promovieren kann.
Dualer Master, gibt es das?
Generell ja! Im Prinzip funktioniert ein dualer Master genauso wie ein duales Bachelorstudium. Du benötigst eine Firma die dieses Modell anbietet, dich bei deinem Vorhaben unterstützt und mit einer Berufsakademie oder Hochschule kooperiert, die den zu dir passenden Masterstudiengang im Angebot hat. Alternativ kannst du natürlich auch deinen jetzigen Arbeitgeber davon überzeugen, wie sinnvoll solch ein Modell ist. Findet dein Arbeitgeber das duale Modell gut, muss er nur noch einen Kooperationsvertrag mit der Hochschule abschließen, die ein passendes duales Master Studium in ihrem Aufgebot hat. Firmen, welche bislang grundsätzlich einen dualen Master anbieten, gibt es aber in Deutschland nur vereinzelt und auch Hochschulen, die diesen akademischen Weg anbieten gibt es nicht wie Sand am Meer. Wenn du aber einen Partner an deiner Seite hast, der dich dabei unterstützt, solltest du das Angebot in Erwägung ziehen, denn es bieten sich dir dadurch einige Vorteile.
Und jetzt entscheidest du...
Du siehst, ein duales Studium hat viele positive aber auch ein paar negative Nebenwirkungen. Strebst du an, in Zukunft in der Praxis tätig zu sein, dich in einem Unternehmen hochzuarbeiten und einen gut bezahlten Job zu bekommen, ist diese Wahl eine vielversprechende und gut durchdachte Alternative zum Vollzeitstudium an einer Universität oder Hochschule. Willst du aber irgendwann in der Wissenschaft oder Forschung arbeiten, bestehendes Wissen in Frage stellen, Studenten vorhandenes Wissen aufzeigen und neue Theorien entwickeln wollen, ist eine normale Studienlaufbahn für dich eher geeignet.
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