Wie PostNL eine Steigerung des Geschäfts verzeichnete: “Wir hatten 15 Wochen ‘Weihnachtsgeschäft’”.
Wie gehen Unternehmen mit der Corona-Krise um? In der Customer Stories-Reihe führen wir alle zwei Wochen ein Gespräch mit einem unserer Kunden, die trotz Corona durchstarten. Unternehmen mit einer kreativen, innovativen und erfolgreichen Unternehmensstrategie für die Veränderungen in ihrer Organisation aufgrund der Corona-Krise. Kim Overtoom, YoungCapital Account Manager, sprach mit Derk Jan Adelerhof, Sourcing Director bei PostNL, dem niederländischen Äquivalent zur deutschen Post.
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen?
„Die gesamten Niederlande und Belgien waren zu Hause und haben plötzlich angefangen, online einzukaufen. So mussten wir uns im April und Mai mit einem enormen Wachstum von mehr als 25 Prozent auseinandersetzen. Situationen, die wir normalerweise nur während der Weihnachtszeit oder am Black Friday sehen. Deshalb mussten wir in unseren Paketsortierzentren erheblich skalieren. Wir haben unsere Kapazität innerhalb von fünf Wochen um 40 Prozent erweitert. Gegenwärtig ist das Volumen im Vergleich zum Beginn der Krise leicht rückläufig, dennoch können wir stets ein Wachstum verschreiben. Ich denke, es wird auch zukünftig so bleiben. Wir sind der Meinung, dass viele Verbraucher die Bequemlichkeit der Online-Bestellung entdeckt haben.“
Sehr intensiv also, auf die Weihnachtszeit können Sie sich immerhin vorbereiten.
"Genau. Normalerweise beginnen die Vorbereitungen für die Feiertage mehr als drei Monate im Voraus. Jetzt musste alles ad hoc erledigt werden. Darüber hinaus gab es zusätzliche Maßnahmen wie die 1,5-Meter-Regel und andere Vorschriften. Alle Sortierzentren und Depots mussten an die "neue Normalität" angepasst werden. Denken Sie an Trennwände zwischen den Arbeitsplätzen und neue Laufrouten.“
„Außerdem mussten wir leider zeitweise unsere Dienstleistungen für Webshops einschränken. Nicht nur, weil es plötzlich viele zusätzliche Kunden gab, sondern auch, weil die 1,5-Meter-Regel uns gezwungen hat, weniger Kapazität als nötig zu gewinnen.“
Das fühlt sich widersprüchlich an, nicht wahr? Sie wollen ja eigentlich dieses Wachstum erreichen.
"Ja natürlich. Aber die Sicherheit unserer Leute steht an erster Stelle. Wir haben auch viel Anerkennung erhalten, weil unser Betrieb fortgesetzt wurde und sich unsere Lieferung als entscheidend erwies. Wir haben alles zugestellt, um zu Hause zu leben, zu arbeiten und zu lernen. Von Medikamenten und Lebensmitteln bis hin zu Laptops und Fitnessgeräten. Die Herausforderungen waren groß, deshalb mussten wir Webshops darüber informieren, dass wir Lieferungen nicht innerhalb eines Tages zustellen können, sondern auf den nächsten Tag ausweichen müssen. Das tut manchmal weh. Nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden. Die Leute haben Verständnis, bis es ihr eigenes Geschäft betrifft. Verständlich. Dennoch hat diese Situation enormen Druck auf unser Tagesgeschäft ausgeübt. Manchmal mussten wir Kunden eben enttäuschen.“
Haben Sie dadurch auch Kunden verloren?
„Die meisten Webshops mussten selbst erheblich skalieren und Sicherheitsmaßnahmen in ihrem eigenen Prozess anwenden. Wir konnten nichtsdestotrotz mehr liefern als zu ‘normalen’ Zeiten. Wir glauben, dass wir unsere Kunden halten können, immerhin zeigen sie auch weiterhin noch viel Verständnis. Sie haben vielleicht einen Teil ihres Geschäfts an andere Zulieferer abgegeben. Jeder schaut in solchen Situationen nach Möglichkeiten, um die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen.“
Hat Ihnen unsere Zusammenarbeit dabei geholfen die Krise zu stemmen?
„Sicherlich haben wir uns in diesen Corona-Zeiten zu schätzen gelernt. YoungCapital erwies sich als unglaublich gut und konnte schnell mit den unerwarteten Volumen Schritt halten. Ihre Mitarbeiter standen tatsächlich zusätzlich zur Verfügung, was eine schnelle Skalierung ermöglichte. Dies steht im Gegensatz zu einigen anderen Unternehmen, die beispielsweise viel mit Arbeitsmigranten zusammenarbeiten, die in dieser Zeit die Grenze nicht überschreiten konnten.“
Was hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?
„Der enorme Fokus, den eine solche Krise mit sich bringt. Das gesamte Unternehmen, die Mitarbeiter und Partner arbeiten plötzlich an demselben Thema. Ich fand es großartig zu sehen, dass wir trotz unserer Größe schnell Entscheidungen getroffen haben und in kurzer Zeit sehr effektiv waren.“
„Natürlich entstand bald die Angst der Kontamination und wir richteten sofort Kommunikationsprotokolle und -werkzeuge ein. So viele Menschen arbeiten in den verschiedenen Sortierzentren. Glücklicherweise ist die Anzahl der Kontaminationsfälle begrenzt geblieben. Wir waren auch gegenüber den Mitarbeitern sehr transparent und klar. Schon den kleinsten Verdacht haben wir sofort gemeldet. Dies wurde von unseren Mitarbeitern sehr geschätzt, weil jeder weiß: In einer solchen Zeit steht die Gesundheit an erster Stelle.“
Und in Zukunft: Welche weiteren Konsequenzen erwarten Sie von der Krise?
„Unsere Flexibilität war in dieser Zeit unsere Stärke. Ich denke zunehmend über eine immense Erhöhung unserer Kapazität nach. Die Menschen machen Überstunden und arbeiten extra Tage. Natürlich wählen sie dies selbst - aus Verantwortungsbewusstsein. Mit der Gewissheit, dass es vorübergehend ist. Deshalb ermutigen wir alle Mitarbeiter, Urlaubstage zu nehmen. Wir müssen auch dafür sorgen, dass sich alle ausruhen können.“
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